Heute war der Tag der Superlative! Mit viel Zureden habe ich es geschafft B. davon zu überzeugen sich ein Rad auszuleihen. Und so haben wir heute eines der letzten Abenteuer der Menschheit gewagt: Radfahren in Mandalay! Es scheint zunächst undurchführbar. Mopeds, Autos und LKW‘s rauschen zu tausenden scheinbar regellos (es gibt hier kaum Verkehrsschilder) durch die Straßen. Dazu ständiges hupen. Aber dann ist es eigentlich ganz einfach: Es ist eine Frage des Einfühlens, Teil werden des ewigen Stroms, des Ying und Yang des Lebens und des Selbstbewusstseins. Nicht bremsen, fahren, nicht zurück blicken, Freude haben an der Integration.
Und so waren wir schnell am östlichen Eingangstor des ehemaligen Königspalastes. Dort stand aber die Armee – No entry for foreigners. Also schnell zum nächsten Tor. Dort dasselbe. Am dritten Tor wurden wir vorgelassen. Das Gelände des Königspalastes ist größer als der Stadtbezirk Friedrichshain. Wir brauchten also gut eine Stunde um das Palastgelände zur Hälfte zu umrunden. Jetzt war klar, dass sich die Radausleihe gelohnt hatte.
Leider wurde der Palast 1945 völlig zerstört, als die Briten die Japaner aus Mandalay vertrieben. Heute ist das Gelände vor allem dem Militär zugehörig und nur ein sehr kleiner Teil zugängig. Der ehemalige Palast ist eher symbolisch wieder aufgebaut worden. Mensch kann die Pracht nur erahnen.
Anschließend haben wir uns noch ein besser erhaltenes Gebäude angeschaut. Wunderschöne Holzarbeiten. Ein weiteres Superlativ des Tages war der Besuch beim größten Buch der Welt. Hunderte meterhohe beschriebene Marmorplatten, jede in einer eigenen kleinen Pagode untergebracht.
Am späten Nachmittag haben wir unsere erste Barfußbesteigung eines Berges gemacht. Der Mandalay Hill ist über 300m hoch, voller Pagoden und wahrscheinlich sowieso heilig. Also haben wir unsere Schuhe in den Rucksack gesteckt und uns die ca. 1000 Stufen hinaufgequält. Ganz schön ungewohnt der Barfußgang. Oben hat Mensch einen tollen Ausblick auf Mandalay und Umgebung. Das Sonnenuntergangslicht wird sehr gelobt. Es entsteht durch die unvergleichliche Mischung aus Staub, Smog und den zahlreichen Kochfeuern der Mandalayer*innen. So haben wir auf dem Gipfel alle Langnasen wieder getroffen, die wir irgendwann mal in den letzten drei Wochen irgendwo gesehen hatten.
Nach dem Abstieg stand uns noch die letzte meditative (superlative) Erfahrung des Tages bevor: Die Rückfahrt während der Rush-Hour mit den Rädern. War es der Berg, das große Buch oder der Durst auf das Feierabendbier-wir waren wie die Fische im Schwarm und nach kurzer Zeit im Restaurant. Der Rest war Business as usual …