Stockholm / Bredäng 8.7.2018

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Auf dem Weg nach Stockholm klappt bisher alles wie geschmiert. Dabei hätten wir das nicht unbedingt erwartet, weil wir durch den Schulstress zunächst alles für einen Tag später gebucht hatten. Und erst vor ein paar Tagen bemerkten wir den Irrtum. Die Umbuchungen waren zwar nicht super teurer, aber hatten einige Unbequemlichkeiten zur Folge.
Gestern sind wir mit dem Zug zunächst nach Poznan und von dort weiter nach Gdansk gefahren. Mit den Rädern war das nicht ganz einfach, weil die Züge relativ voll waren und wir ein wenig um die Plätze kämpfen mussten. Aber das Treppenschleppen hielt sich in Grenzen, weil wir in Poznan den Bahnsteig nicht wechseln mussten.
Das Hotel lag am Rande der Stadt auf einem Hügel und war o.k.
Nach einem üppigen Frühstück sind wir in das neue 2.Weltkriegsmuseum in Gdansk gefahren. Die haben dort auch freundlicherweise unser gesamtes Gepäck aufbewahrt, sodass es nicht an den Rädern draußen bleiben musste.
Das Museum ist modern gestaltet. Mit zahllosen Filmen, Touchscreens usw. Sehr informativ. Der einzige Nachteil: Das Ziel der Ausstellung war die Gleichsetzung Nazideutschlands mit der Sowjetunion. Polen als Opfer der beiden Großmächte, die sich in ihren Ansprüchen und Kriegsverbrechen kaum unterschieden. Ganz schön gewagt und unwissenschaftlich, wenn ich mich nicht täusche. Aber die Hinwendung auf die sowjetischen Aggressionen und Kriegsverbrechen hat bei mir manche Wissenslücke geschlossen. Damit meine ich nicht nur die Zusatzklausel zum Nichtangriffspakt oder Katyn, sondern auch den Krieg der SU gegen Finnland oder die Verbrechen des NKWD in den bestzten Gebieten Osteuropas. Dennoch auf Dauer hat die Gleichsetzung ganz schön genervt und wirkte zeitweise an den Haaren herbeigezogen. Und schlussendlich ist das alles ganz schön nationalistisch.
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Wir haben die Ausstellung nicht bis zum Ende geschafft. Sollten wir aber. Ein nächster Besuch von Gdansk muss bald mal wieder drin sein.
Rechtzeitig 2 Stunden vor Abfahrt unserer Fähre waren wir auf der Westerplatte. Als Radfahrer*innen kamen wir diesmal als eine der Ersten aufs Schiff. Aber es war ohnehin nicht besonders voll und wir mussten uns nicht um Sitzplätze in der Bar prügeln. Bis kurz nach der Abfahrt saßen wir bei Bier und Bratwurst auf dem Deck und haben Sonne und Blicke auf Gdansk genossen.
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Auf dem Schiff war der Alkohol noch preiswert. Und in Erwartung schlechter Zeiten wurde mächtig zugeschlagen. Wir bliesen unsere Matten zwischen den Liegesesseln auf. Es war eine unruhige Nacht. Aber nicht, weil Besoffene uns störten, sondern weil wir über der Schiffsschraube schliefen und der Boden vibrierte. Aber am schlimmsten war, dass die Crew vergessen hatte, das strahlende Licht auszuschalten. Weiße Nächte!
Am Morgen haben wir uns ein wieder ein üppiges Frühstücksbuffett geleistet und heimlich ein paar Brote geschmiert. Um 12.00 waren wir pünktlich in Nynäshamn. Wir hatten bis hierher ja noch über 60km vor uns. Also gings gleich auf die Räder.
Meine Komootapp hat uns diesmal ohne Mucken sicher ans Ziel gebracht. Die Wege waren glatt, aber sehr hügelig. Es ging gerade zum Ende hin immer bergauf und -ab. Landschaftlich war es auch nicht gerade der Bringer, weil die Strecke zunächts entlang einer Autobahn und später durch den Stockholmer Speckgürtel führte.
Etwas dehydriert erreichten wir unseren Zeltplatz und wollten die Kronen, die uns T. geschenkt hatte, für ein kühles Radler einsetzen. Aber mensch wollte uns das Geld nicht abnehmen – seit 2016 gelten neue Münzen und Scheine! Glücklicherweise gibt es Kartenzahlung.
Dann Business a usal: Zeltaufbau, Geldabheben, Supermarkt, Abendbrot, an den Strand und Bier trinken …. Als wir vom Wasser kamen, standen neben unserem Zelt eine Gruppe von kleinen anderen Zelten, daneben Schnapsflaschen, ein russisches Auto, es lief das WM-Spiel Kroatien – Russland. Wir ahnten Schlimmes – eine laute Nacht. Also bauten wir unser Zelt noch schnell in einer anderen Ecke auf. Dann aber duschen und und ab ins Bett. Die Nacht blieb ruhig. Vielleicht weil Russland verloren hat?

1 Gedanke zu „Stockholm / Bredäng 8.7.2018“

  1. hi!
    das scheint so eine art polnischer geschichtsmythos zu sein. ich habe das in original gleichem wortlaut damals von den jungen polnischen mitfreiwilligen gehört. alles eine frage der perspektive? zumindest in sachen antisemitismus passt der pure opfermythos nicht ganz.
    vielleicht steht es schon in den schulbüchern. in den deutschen schulbüchern steht ja auch ne menge quatsch. und geschichtslehre ist immer irgendwie vom revisionismus geprägt.

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