„Die juristische Unschärfe einer Ehe“
Eigentlich ist es ziemlich blöd Berichte Monate nach dem Ereignis zu schreiben. Aber damals waren wir zu faul und heute erscheint es uns notwendig, damit wir auch noch in 50 Jahren wissen, was wir im Sabbatjahr 2016 gemacht haben.
Die Romanvorlage kommt von Olga Grjasnowa (Der Russe ist einer, der Birken liebt). Beide Romane hatte ich schon gelesen, wobei mir der Birken-Roman viel besser gefallen hat. Auch das Birken-Stück im Gorki war besser, als das Ehe-Stück. Dennoch wieder unterhaltsam und beeindruckend. Unbedingt politisch. Bravorufe am Schluss.
Die Hauptdarstellerin kommt aus einer ehemaligen mittelasiatischen Sowjetrepublik, ist lesbisch und führt eine Scheinehe mit einem schwulen Arzt. Beide stranden in Berlin. Hier tauchen sie ins Nachtleben ein, lernen neue Partner*innen kennen. Sie kehren ins homophobe Baku zurück.
Es geht auch hier wieder um verschiedene Identitäten mit verschiedenen sexuellen Präferenzen und verschiedenen migrantischen Hintergründen. Ein schnelles beeindruckendes Spiel an einer weißen Schräge, die mal steiler und mal flacher wird und die die Protagonist*innen nie wirklich hinaufkommen. Vielleicht soll sie die Unmöglichkeit zeigen in diesen Gesellschaften einen Platz zu finden.
Meteoriten
Wir haben die allerletzte Aufführung gesehen, was nicht heißt. dass das Stück schlecht war. Im Gegenteil – wieder typisch Gorki. Mensch muss es gesehen haben, wer weiß wie lange noch so was gezeigt wird….
Auch hier geht es wieder um verschiedene Lebensentwürfe. Das Stück ist vom Thema her ähnlich dem obigen Stück, sodass ich sie nach der langen Zeit nicht mehr ganz auseinanderhalten kann. Obwohl hier natürlich auch andere Gesichtspunkte behandelt werden. Den Rahmen bildet die Fußball WM in Berlin und so bietet es sich natürlich an, sich mit Patriotismus bzw. dem Dazugehören auseinanderzusetzen. Aber es geht auch um queere Themen.
Das Bühnenbild ist mehrstöckig. Darauf klettern die Schauspieler*innen herum. Wenn ich es richtig erinnere, gibts auch Live-Video. Alles sehr gut gemacht, aber wie gesagt: zu spät!!!
Stören
Dieses Stück hat keine richtige Handlung, es werden eher Szenen dargestellt. Darin geht es zum Beispiel um sexistische Anmache und wie Frau sich dagegen wehren kann oder um Frauenbilder oder eben auch um Genderzuordnung. Sechs junge Laienschauspielerinnen bewegen sich rhythmisch und kraftvoll auf einer reduzierten Bühne. Das ist sehr mutig, klappt aber hervorragend. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass dieses Stück eher in die Schulen oder in die Betriebe gehört und der Wissensvermittlung dienen sollte. Also im allerbesten Sinne.
Großer Applaus!