Lima 10.8.08

Wir fühlen uns bei sylvia sehr wohl. Alles läuft nahezu perfekt. Wir haben hier entspannte und doch interessante tage. Natürlich ist es nach 4 tagen schwer lima richtig zu beschreiben. Aber, wie immer, der reihe nach. Die ersten tage haben wir uns im stadtteil der reichen und touristen: miraflores herumgetrieben. Da wir immer noch etwas gestresst waren, haben wir es sehr ruhig angehen lassen. Wir sind taxi gefahren und haben die micros ausprobiert. Das sind kleine japanische busse, die den öffentlichen nahverkehr darstellen. So ein ding kommt alle 10s (in worten: zehn sekunden) und kostet 20 cent (in worten…), an der offenen tür steht ein mann und ruft an jeder kreuzung oder anderswo laut und unverständlich die diversen fahrziele, dann musst du dich auf die tür stürzen, das auto fährt an und der konduktor zieht dich in den wagen. Wenn du glück hast gibts nen sitz, wenn nicht musst du stehen (menschen über 1,50m gebückt), das auto wird so voll gemacht wie es nur geht – wetten dass…
Alles muss schnell gehen, denn wenn das micro steht, überholt ein anders micro deins und fischt an der nächsten kreuzung die fahrgäste weg. In anderen ländern heißen diese fahrzeuge: marschruta, bemo oder kolletivos ….
Am freitag waren wir in „sexo en la ciudad“ in orginalsprache mit spanischen untertiteln. Es war ganz schön, orte in new york zu sehen, die wir noch vor ein paar tagen besucht haben. Ansonsten habe ich bei diesem film sehr viel gelernt: z.B das es für mich ganz komisch ist, einen film über die schönen und reichen, in einen armen land zu sehen. Ich habe auch gelernt, dass sich hollywood zwar modernisiert (schwule und ältere frauen, dürfen jetzt auch gezeigt werden), aber immer wieder der selbe traum verkauft wird und das ist das ganze geheimnis. Und jetzt kommts: das funktioniert auf der ganzen welt! Das publikum hat nur einmal anders reagiert, als ein deutsches reagiert hätte – als sich die beiden schwulen geküsst haben, ging ein aufschrei durchs auditorium. Da ist hollywood wohl zu weit gegangen.
Gestern hat uns sylvia die innenstadt gezeigt, das hat mir ganz gut gefallen. Teilweise schöne alte kolonialbauten, alles nicht so aufgeregt touristisch, mehr einheimisches publikum. Anschließend waren wir noch im grand hotel bolivar einen pisco sour trinken – ein geheimtip! Es kam ein koloniales gefühl auf. Allerdings nur so lange, bis andere touristinnen, mit dem lonely planet unterm arm, die bar enterten.
In lima ist ganz klar, wer wo hingehört: wer deine schuhe putzt, den micro lenkt, das haus putzt, die straße kehrt gehört nicht in die gaststätten, in die taxis, in die banken usw.
Denen, den es besser geht, werden geschützt von zahllosen sicherheitsbeamten, kameras und polizisten. Partymeilen sind umzingelt von security, davor warten die taxis, um die kids nach der feier ins gesicherte wohngebiet zu bringen. Die kriminalität ist allgegenwärtig. Vor den museen der innenstadt stehen wasserwerfer und schützenpanzerwagen….
Und trotzdem hat es uns hier gefallen, weil die stadt voller lauter menschen ist, weil überall gebaut wird (lima boomt) und weil scheinbar arbeit für alle gibt und weil du als tourist, gern die realität ausblendest.

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