erstmal keine vorstellungen mehr bis ende märz
Dieses stück ist wohl eines der meistgespielten in deutschland. Obwohl wir schon viel davon gehört hatten, kannten wir es noch nicht im detail. Es hat uns sehr gut gefallen.
Kurz erzählt: Beckmann kommt nach dreijähriger kriegsgefangenschaft nach hamburg. Dort interessiert sich keiner mehr für beckmanns und deutschlands vergangenheit. Beckmann zerbricht daran.
Im aktuellen stück werden abhörprotokolle aus englischen und amerikanischen kriegsgefangenenlagern eingebaut. In ihren zellen haben damals die gefangenen mit ihren kriegsverbrechen vor anderen gefangen geprotzt. Diese Aussagen werden von einem chor gemeinsam oder im dialog gesprochen. Dadurch werden mehr, als in der ursprünglichen fassung, täter und schuld unmissverständlich benannt. Das stück erhält eine eindeutige aussage: Soldaten sind Mörder!
Das alles ist eindrucksvoll, hervorragend gespielt. Das bühnenbild ist absolut passend.
Nach ende des stückes erfolgt übergangslos der bruch.
Auf der bühne erscheint ein ehemaliger oberstleutnant. Ein afghanistanveteran, wie er sich selbst nennt. Er berichtet, dass der krieg bei ihm und vielen seiner „kameraden“ psychologische und körperliche verwundungen erzeugt hat. Er beklagt, dass sich dafür keiner interessiert. Er forderte, dass wir uns dafür interssieren sollen, dass auch wir eine verantwortung hätten.
Im nachhinein denke ich, dass die rede des „veteranen“ sehr gut zu dem ursprünglichen stück von borchert passt, aber nicht zu diesem abend.
Wir beide waren paralysiert, wegen dieser frechen forderung. Glücklicherweise waren andere flexibler und unterbrachen den herren: „wer denkt denn an die afghanen?“. So gab es für das stück keinen beifall mehr, stattdessen wurde das publikum aufgefordert zu diskutieren. Die schauspieler, sichtlich überrascht von der situation, und der herr oberst stellten sich den fragen. Das publikum war geteilter meinung. Aber viele verwahrten sich, verantwortung für die folgen eines krieges bei deutschen soldaten (die ja freiwillig dort waren), auf sich zu nehmen. Mensch kann die „afghanistanveteranen“ nur auffordern: Geht auf die straße und protestiert gegen diesen krieg!
Wunderbares politisches theater! Höchstens ein bischen teuer – 24€!