Campeche 9.12.2012

„The conquest is not over“
Das war jedenfalls die abschließende aussage von raul, unserem guide, nach unserer fahrt zu den beiden indigenen dörfern in der umgebung von san cristobal / chiapas.
Diesmal hatten wir echtes glück mit einer geführten tour. Sie war auf englisch, sie war ausgesprochen engagiert/informativ und wir hatten die möglichkeit hinter die kulissen zu sehen.
Chamula ist eine indigene communuity von über 80 000 menschen. Dort wird tzotsil gesprochen. Sie haben ihre autonome regierung, eigene polizei, gesetze und gefängnisse. Es gibt polygamie und todesstrafe
Die frauen tragen diese langen schwarzen gefilzten röcke, die männer lange ponchos aus dem selben material.
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Zuerst haben wir den freidhof besichtigt. Charakteristisch: die graslosen erdhügel und die kreuze in drei verschiedenen farben: weiß für kinder, grün für erwachsene und schwarz für alte verstorbene.
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Die zahlreichen pinienzweige und nadeln spielen eine wichtige rolle und dienen vor allem als schmuck.
Am interessantesten war die kirche. Sie als katholisch zu bezeichnen, wäre nicht mehr richtig. 1969 schmissen die einwohner_innen den popen aus dem dorf. Seit dem ist es priestern nur noch gestattet zur taufe nach chemula zu kommen. Alle anderen religiösen rituale erledigen die tzotsil-indigena nun alleine.
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Ihre religion ist ein wilder mix aus katholizismus und maya glauben. Es gibt schamanen und religiöse führer. Die katholischen heiligen werden als götter verehrt. In der kirche gibt es keinen altar, dafür jede menge kerzen (die anzahl muss durch drei teilbar sein), coca cola und alkohol werden getrunken, es wird geraucht und musikkapellen spielen. Es werden hühner geopfert.
Wir durften hinein und das große schauspiel beobachten. fotografieren durften wir nicht. Ich habe aber im netz ein foto gefunden. Bei uns sah es noch verrücker aus. Überall saßen die menschen vor ihren kerzen und opfern. Ein einziges lichter- und menschenmeer.
Anschließend besuchten wir noch das haus eines religiösen führers (nur männer). Diese werden für ein jahr gewählt. Sie müssen über entsprechende geldmengen verfügen, weil sie das religiöse leben finanzieren. Auch hier gab es noch jede menge kerzen und pinienzweige. Ein schamane betete vor dem altar.
Auf dem marktplatz sahen wir diese kreuze – es sind maya kreuze.
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Auf dem ersten blick sah das dorf, wie jedes andere hier in mexiko aus. Durch die führung erfuhren wir, wie tief verwurzelt die alten traditionen sind. Das reicht bis zur ernährung. Noch heute trinken die tzotsil keine milch. Kühe, schafe und ziegen haben erst die spanier eingeführt.
Für uns hat das festhalten an alten riten, aberglauben oder der religion vor allem etwas konservatives und manchmal auch etwas komisches. Aber wer möchte sich anmaßen nach über 500 jahren ausbeutung und zerstörung diesen kampf zu belächeln.
Raul war vor allem besorgt über die neuen evangikalen sekten (mormonen, sieben tage adventisten …), die in die dörfer kommen, missionieren und den leuten erzählen ihre bräuche wären unmodern und teuflisch. Dabei sind sie ziemlich erfolgreich, weil sie viel geld fließen lassen.
Wir denken die indigena haben noch andere gegner – der korrupte mexikanische staat, großkonzerne (coca cola, nestle) und wer weiß noch alles.
Aber raul war da auch optimistisch: „Die leute haben die ersten 500 jahre der eroberung überstanden, warum nicht auch noch weitere 500 jahre.
In diesem sinne
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