Kairo 9.8.2010

Leider war die fahrt mit der eisenbahn nach kairo nicht so aufregend. Es war ja auch nicht der orient- express, wie aufmerksame leserInnen feststellten, der fuhr ja weiter östlich.
Der schlafwagen der ägyptischen eisenbahn erinnerte eher an einen wagen der ddr-reichsbahn in besten zeiten – funktionell und wenig luxeriös. Wir konnten trotzdem nicht schlafen, das lag an den schienen. Manchmal dachte ich, dass wir gleich das gleisbett verlassen. Aber der zug hielt tapfer durch bis kairo.
Kairo hat uns dann auf dem falschen fuss erwischt. Wir waren schon um 6.00 uhr am hostel, da schlief aber selbst noch der nachtwächter. Bis 9.00 uhr haben wir uns dann zusammen mit schlafenden wachleuten und obdachlosen auf den straßen herumgetrieben. Aber dann mussten wir noch mal bis mittag warten, bis wir das zimmer endlich beziehen konnten. Da waren wir dann todmüde und schlecht gelaunt.
Leider konnte kairo das nicht so richtig wieder gut machen. Die stadt ist unglaublich.
(achtung jetzt folgt eurozentristische kulturkritik) laut, schmutzig, voll und überhaupt nicht lebenswert. Es braucht sicher besser ausgeschlafene menschen als uns, um in kairo liebenswerte dinge zu entdecken.
Aber erstaunliches lässt sich schon finden:
Die straßen zu überqueren ist eigentlich lebensgefährlich – wie in einem „jump and run“ computerspiel springen hier die menschen über die mehrspurigen straßen. Aber oft ist stau, dann ist es leichter die straße zu überqueren. Geparkt wird hier oft 2-4 reihig am straßenrand. Wie dann die leute aus der ersten spur ausparken? In diesem fall geht dann gar nichts mehr, breite straßen verkommen zu unfreiwilligen parkplätzen. Wenn du dann die straße überqueren willst, musst du in die fahrerkabinen gucken, um herauszubekommen, ob das auto gerade parkt oder enventuell jeden moment losfahren kann, weil da einer drinsitzt. Über diesen unfreiwilligen parkplätzen schwebt die abgaswolke und es ist laut. Alle hupen!!!
Es gibt auch fußwege. Da aber alle leute auf der straße laufen, sind die fußwege vollgestellt mit autos, kiosken, obstständen, diskutierenden menschen oder (zur not) mit bäumen bepflanzt. Der bordstein ist sehr hoch und eigentlich nur von leuten zu erklimmen, die freizeitsportler und nicht älter als 35 jahre sind.
Aber älter wird hier wahrscheinlich sowieso keine/r. Ich habe in den 2 tagen mindestens 2-3 leute gesehen, die besinnungslos durch die gegend getragen wurden oder von menschen umringt behandelt wurden. Heute hat unsere straßenbahn ein auto gestreift – sah böse aus, ist aber weiter nichts passiert. In berlin würde mensch sagen – totalschaden am auto. Aber das machte nichts. Auto wurde an den rand geschoben und die straßenbahn fuhr weiter. Uns war es recht. Selbstredend das krankenwagen mit martinshorn im stau stecken bleiben. Da macht keiner platz.
Ach ja, die pyramiden haben wir auch gesehen. Sie sind schon ganz schön beeindruckend. Unser weg dorthin und wieder zurück hat mich allerdings mehr beschäftigt und in atem gehalten. Es war ein kampf gegen schlepper und touristInnenjäger. Aber leute! Wir haben es geschafft und sind ohne größere verluste durch diesen tag gekommen. Auch wenn wir uns mit einem taxifahrer richtig streiten mussten. Er war im recht und wir glaubten uns von ihm betrogen. Peinlich!
Das ägyptische museum ist eine riesige und unschätzbar wertvolle rumpelkammer. Danke an an den, an den wir glauben: mister „lonely planet“. Er hat uns durch die unzähligen räume geführt und nur das schönste und wichtigste erwähnt. So haben wir nur 3 stunden dort verbracht und diese auch genießen können.
Staubiges gesicht, verätzte schleimhäute durch abgase, verschwitzte hemden, wunde füße – der tag schreit nach einem feierabendbier. Aber nirgendwo ist bier so schwerer zu bekommen oder so teuer, wie in kairo.
Morgen früh gehts noch mal für eine tag nach dahab – in den backpackerhimmel.
Dit ham wa uns vadient.

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