Quito 10.3.09

FILMKRITIKEN:
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Operation Walküre:
Während unsere mitanschauerInnen im multiplexkino „cinemark“ in quito das attentat auf hitler wie einen spannenden thriller verfolgten, waren wir mehr an den politischen hintergründen interessiert. Erstere kamen voll auf ihre kosten. Die ecuadorianerInnen kannten die story ja noch nicht. Wir schon, aber für uns war der film wohl auch nicht gemacht.
Interessanter ist da die auseinandersetzung zum 20.juli in der brd. In den letzten jahren hat deutschland stauffenberg zum nahezu einzigen und besten widerstandskämpfer erhoben. Dagegen hat die linke seinen antisemitismus und seine völkischen ideen thematisiert. Richtig!
Dennoch bleibt wahr: Hätte die bombe hitler erwischt, wären weniger menschen in diesem krieg ums leben gekommen.
Der baader-meinhof-komplex
Diesen film haben wir auf unserem computer geschaut. Toll waren die realistisch nachgestalteten historischen ereignisse: anti-schah-demo, ermordung von buback, befreiung baaders, anschlag auf rudi dutschke …
Aber irgendwie wurden wir das gefühl nicht los, das alles auf spiegel tv und in anderen sendungen schon mal gesehen zu haben. Ach richtig: Stefan Aust – der ewige raf-aufarbeiter hat das buch geschrieben. Und eigentlich ist mensch ja schon froh, wenn polizeigewalt, isolationshaft und gesellschaftliche enge mal gezeigt werden. Und sicher waren baader und enslin rücksichtslos. Sie wollten ja auch was erreichen. Aber so lange stefan aust die deutungshoheit über die raf hat, wiederholen sich stereotype: „die ulrike meinhof hats ja nicht so gemeint.“
Slum dog millionär
Der film beginnt fulminal: schnell, brutal, bunt, realistisch und dennoch ästhetisch und witzig. Er zeigt das leben in einem slum in bombay. Da wir hier ähnliches sehen, war es schon ganz interessant, wie sich boyle dieser problematik annimmt – mit augenzwinkern und keiner betroffenheitsduselei. Auch toll, dieses leben mit der show „wer wird millionär“ zu verbinden. Jamal ist absolut ungebildet und kann aber alle fragen beantworten, weil sie etwas mit seinem leben zu tun haben.
Der film endet echt hollywood – die große liebe erfüllt sich, die bösen werden geläutert und das große geld gibts auch. Wenn er doch den ironischen stil weiter durchgehalten hätte, ja dann ….. dann hätte der film keine oskars gewonnen.

3 Gedanken zu „Quito 10.3.09“

  1. „Dennoch bleibt wahr: Hätte die bombe Hitler erwischt, wären weniger menschen in diesem krieg ums leben gekommen.“ – Da melde ich Zweifel an. Eine mögliche und weit verbreitete Annahme geht davon aus, dass der Krieg im Westen zwar beendet aber im Osten weitergeführt worden wäre. Dort waren bekanntlich die größten Opfer. Diese Zahl hätte sich wohl bei einer Entlastung an der Westfront eher erhöht. Oder seid ihr euch sicher, dass sich die Westalliierten nicht drauf eingelassen hätten?

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  2. Wenn stimmen sollte, was Frank Schirrmacher schrieb, daß “dieser Film (…) das historische Bild Deutschlands in vielen Ländern für Jahre prägen” wird, dann ist die deutsche Reeducation der Restwelt erfolgreich gewesen. Stauffenberg, “der einzige deutsche Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus”, der “Hitler ganz allein mit einer Niederlage besiegt” hat (Jürgen Kiontke), steht für die widersprüchliche Botschaft, die die Deutschen seit dem Krieg in die Welt funken: Wir waren fast alle dagegen, aber einer wäre auch genug gewesen.
    http://www.classless.org/2009/02/16/operation-walkure-vs-operation-barbarossa/

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  3. Danke für eure beiträge.
    @ caro: Ich glaube schon, dass es weniger tote gegeben hätte. Es war geplant die kz zu besetzen, die ss zu entmachten, es gab kontakte zur sozialdemokratie und anderen widerstandsgruppen. Der tot hitlers hätte sicher auch eine dynamik zur folge gehabt, die zu einem schnelleren ende des krieges hätte führen können. Ob die usa und großbritanien gemeinsame sache mit deutschland gegen die sowjetunion gemacht hätten?
    Aber wogegen ich eigentlich polemisiert hatte, war die verständliche reaktion linker menschen auf das hypen von stauffenberg. Jetzt zum beispiel zu behaupten, das wäre gar kein widerstand gewesen, sondern nur eine auswechslung des teufels durch den belzebub.
    Es bleibt fraglich, ob eine derartige wertung in guten und schlechten antifaschistischen widerstand so produktiv ist. Was ist mit georg elser, sophie scholl, bonhoeffer, rote kapelle, baum gruppe ….?
    jan
    @ classless: da geben wir dir vollkommen recht, das war auch unser eindruck im kino. leute, die weniger über deutschland und diese zeit wissen, nehmen das natürlich für bare münze. Da können wir ja froh sein, dass der baader-meinhof-komplex keinen oskar gewonnen hat. wobeo dieser film vielleicht nicht ganz so verblödend war.

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