Theaterstücke mit Kommunismus drinne / Oktober 2016

Nun sind wir wieder 4 Wochen in Berlin und haben die Zeit recht eifrig genutzt. Zum Beispiel waren wir schon dreimal im Theater.
räuber
Die Räuber – Berliner Ensemble
Wir hatten die billigsten Plätze – 2. Rang fast ganz hinten. Außerdem saßen um uns herum lauter Schüler*innen, die wahrscheinlich zwangsverpflichtet waren und während des Stücks mit ihren Handys spielten. Leander Haußmann hat wieder ein Feuerwerk von Ideen abgezogen. Am besten hat mir noch der Anfang gefallen, als die Bande allerhand Räuberlieder singt. Unter anderem 2 schicke alte Arbeiterlieder. Ansonsten war es kurzweilig. Aber ich frage mich, warum immer noch die alten Klassiker gespielt werden. Hier hatte ich den Eindruck, dass zwar die Revolte gefeiert werden sollte, aber eben auch nicht mehr. Kein richtiger politischer Bezug zu heute. Und vor allem dieses dramatische sich Gegenseitigumbringending erschließt sich mir gar nicht.
atlasdeskommunismus
Atlas des Kommunismus – Maxim Gorki Theater
Das Beste was ich seit langem gesehen habe. 6 Frauen und ein Mann (Polittunte) erzählen von ihrer persönlichen Beziehung zum Kommunismus. Alles (bis auf eine Schauspielerin) Laien und aus unterschiedlichen Generationen. Und so wird ein Bogen geschlagen vom Kampf gegen den Faschismus, Hoffnung im neuen Staat, Stasi und Rassismus in der DDR, Punkmusik und Knast, Wende, Sonnenblumenhaus und O-Platz. Alles sehr persönlich mit Musik von Biermann und Egotronic. Ein Genuss und endlich mal das Gefühl, hier wird Aufarbeitung des Scheiterns des realen Sozialismus aus linker Sicht versucht. Der Abend hätte noch Stunden weitergehen können. Falls das Stück nochmal gespielt wird: Hingehen!
die mutter
Die Mutter – Schaubühne
Student*innen der Schauspielschule nähern sich diesem Agit-Prop-Stück von Brecht. Erst im Laufe des Abends bemerkte ich, dass ich große Teile daraus kenne (Lob des Kommunismus, Lob des Revolutionärs usw.). Die Student*innen brechen die alten Texte immer wieder mit Heutigem. Es wird gerappt, ein schillernder Vertreter des Kapitalismus tritt auf und der Bericht vom 1.Mai 1905 wird mit den Mairitualen in Kreuzberg verglichen. Das ist (nur) manchmal ein wenig platt, aber auf alle Fälle kurzweilig. Am meisten Spaß haben mir aber die Texte von Brecht und die Musik von Eisler gemacht. Die Mutter wurde von Ursula Werner gespielt. Das allein ist schon ein Grund sich das Stück anzusehen. Es wird noch öfter gespielt!

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