84km, 760m rauf, 870m runter, bedeckt, mäßiger bis starker Gegenwind
Nass haben wir heute unser Zelt eingepackt, nicht wegen Regen, sondern wegen Transpiration und Bodenfeuchte. Um 10 Uhr sind wir den Berg Richtung Blarney heruntergerollt. Über mehrere ruhige Nebenstraßen sind wir in Richtung Westküste gefahren. Nach 40 km haben wir unsere Cheddarbrote gegessen vor einem leider geschlossenen Pub. Nach 60 km mussten wir unseren ersten offiziellen Pass überqueren, den Keimaneigh Pass.
J. Konnte sich erinnern, diesen vor 22 Jahren in einem Wettrennen mit seinem Sohn überquert zu haben. Damals hatte er S. noch vorne auf dem Fahrrad drauf, die ihm Lieder vorsang und auf englisch zählen lernte. Wir fanden den Pass leichter als so manche Steigerung in den letzten 6 Tagen und mussten auch diesmal nicht absteigen. 210 Höhenmeter auf 2 km. Die letzten 10km rollten wir dann gemütlich nach Bantry, wo schon vor der Stadt der Zeltplatz lag. Leider begann es, nachdem wir unser Zelt hinter einer Hecke aufgebaut hatten, zu regnen. Wir flüchteten erst ins wi-fi kabuff und später in den Pub.
Im Pub war es schön gemütlich. Aber dann bauten zwei ältere Herren ihre Musikanlage auf. Als sie begannen zu spielen erfüllten sich alle böse Vorahnungen – Irische Folkmusik auf tanzbar gebügelt und geplättet. Schrecklich. Das fand das Publikum im Alter zwischen 70 – 80 Jahren gar nicht und sofort füllte sich das Parkett. Dann kamen auch noch ganz junge Leute in einheitlicher Kleidung und machten mit. Das überraschte uns dann doch: Ist es jetzt in Irland cool an verregneten Pub-Abenden Geselllschaftstänze (sagen wir mal der 50er Jahre) zu zelebrieren? Das war spannend und wir blieben. Und beobachteten. Glücklicherweise mussten wir nicht tanzen.
Später stellte sich heraus, dass die irische Jugend eine amerikanische Tanztruppe war, die uns dann später auch noch einen Steptanz vorführte.
So wurde es ein langer Abend.
Als wir auf die Straße kamen hatte es glücklicherweise aufgehört zu regnen.