Portbou, 29.10.2015

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heute nacht gab es ein erdbeben im mittelmeer. 4,4 auf der richterskala. ich bin wach geworden, weil ich das gefühl hatte, ein traktor fährt über die terrasse vor meinem fenster vorbei. ca. 5 sekunden lang hat die erde gezittert. ich war sehr beeindruckt. meine miturlauber*innen hat es nicht geweckt – deren schlaf ist offensichtlich fester oder sie trinken mehr als ich…
heute sollte es nun endlich der walter benjamin wanderweg sein. wir fuhren nach cerbere, stiegen dort um und gelangten zum startpunkt der wanderung in banyuls sur mer in frankreich. von hier hat sich walter benjamin auch auf den weg gemacht vor 75 jahren. er wollte nach portugal und hatte ein visum für die überfahrt in die usa. aber die nazis wollten ihn nicht ausreisen lassen. deshalb musste er den beschwerlichen weg über die pyrenäen zu fuß gehen. in portbou verließ ihn der mut und er brachte sich um. zu seinem andenken wurde der wanderweg vor ca. 20 jahren eingerichtet. den weg entlang gibt es mehrere tafeln mit philosophischen zitaten von ihm zu lesen.
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zunächst stiegen wir durch terrassenförmig angelegte weinberge. einige trauben hingen noch und waren zuckersüß. der weg wurde steiler und unwegsamer. wir machten rast an einer quelle, wo auch die gruppe um walter benjamin gerastet hatte. der schweiß lief uns in strömen von stirn und den rücken runter. auf dem pass angelangt nach ca. 3 stunden, hatten wir einen großartigen blick auf die spanische mittelmeerküste mit ihren unzähligen buchten. auch der abstieg war zunächst steil und sehr steinig. es ging immer an einer schlucht bergab. nach etwa einer stunde erreichten wir einen breiten wanderweg, den wir bis portbou liefen.
bei antonia direkt an der bucht gabs patatas bravas und bier. sie konnte nicht glauben, dass wir 5 stunden gelaufen waren. sie kannte von walter benjamin nur die gedenkstätte oberhalb des hafens in portbou. vom wanderweg hatte sie noch nichts gehört. wir bekamen eine fischige tapa von ihr geschenkt.

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